ASS Therapie
Die Klienten, die zu uns kommen, bewegen sich zumeist in Extremen. Sie halten zu sehr an starren Verhaltensmustern und Beschäftigungen fest, erscheinen passiv und antriebsarm. Oder aber sie sind in ihren Gefühlen überschäumend, in ihren Aktivitäten sprunghaft und finden keine Ruhe. Ihr Geist und Intellekt wirken unsortiert oder zu sehr auf eine Sache fixiert.
Die autismusspezifischen Wahrnehmungs- und Verhaltensbesonderheiten erschweren es diesen Menschen kontextabhängig zu einem inneren Wohlbefinden zu gelangen, das sie mit sich und anderen in Frieden leben lässt.
Der Weg der Therapie ist ein Entwicklungsprozess. Veränderungen geschehen in einem Wechsel von Stabilität und Instabilität, von Chaos und Struktur. Instabile Lagen und Krisen sind oft die Chancen an der Schwelle zur Veränderung.
Die Menschen im Umfeld des Klienten kommen zu uns, weil sie Veränderungen erhoffen. Da die Veränderungen in der Alltagswelt stattfinden sollen, ist es notwendig, die therapeutische Arbeit mit der Lebenswelt zu verknüpfen. Aus diesem Grunde beziehen wir das soziale Umfeld des Klienten in unsere Arbeit ein.
Mehr zur ASS-Therapie
Unterstützte Kommunikation
Hier erfahren Sie etwas über die Unterstützende Kommunikation.
Partner und Gruppenarbeit
Hier erfahren Sie mehr über die Therapiemöglichkeit der Partner- und Gruppenarbeit.
TEACCH
Erfahren Sie mehr über die Therapiemethode TEACCH.
Systemische Ansätze
Hier erfahren Sie mehr über die systemische Ansätze.
Marte Meo
Lernen Sie etwas über die Therapiemethode Marte Meo.
Weitere Methoden
Erfahren Sie welche weiteren Therapiemethoden es gibt.
Unterstützte Kommunikation
„Man kann nicht nicht kommunizieren“ (Watzlawick 1969)
Kommunikation findet nicht nur über Sprache, sondern über vielfältige andere Wege statt. Für Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung, die nicht oder kaum sprechend sind, ist es uns ein wichtiges Anliegen, im Rahmen der Förderung nach solchen Möglichkeiten und Ressourcen zu schauen. Es gilt die Interaktions- und Kommunikationsfähigkeiten zu erweitern und auszubauen, so dass der Mensch in den verschiedenen Bereichen seines Lebens verstanden und Selbstwirksamkeitserfahrungen machen kann.
Unterstützte Kommunikation ist ein multimodales Kommunikationssystem zu dem verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen gehören (nach U. Kirsten/ 2005):
- Blickbewegungen
- Mimik
- Laute/ Lautsprache
- Gestik
- Körperhaltung/ Körperbewegung
- Gebärden
- Nicht-elektronische Kommunikationshilfen
- Elektronische Kommunikationshilfen
- Schriftsprache
Über welchen Weg ein Kind gut lernen kann, alternativ zu kommunizieren wird gemeinsam mit den Eltern und dem Umfeld erarbeitet.
Partner- und Gruppenarbeit
Förderung emotionaler, sozialer und alltagsrelevanter Kompetenzen in Partner-/Gruppensettings
Neben der Einzeltherapie bieten wir auch Möglichkeiten einer autismusspezifischen Gruppentherapie an. Innerhalb der Förderstunden geht es also vor allem darum, soziale Kompetenzen zu erweitern, Selbst- und Fremdwahrnehmung zu differenzieren, soziale Routinen aufzubauen, soziale Regeln zu erkennen, die Kommunikation vor allem im Hinblick auf die Dialogfähigkeit zu erweitern, den Umgang mit Gefühlen und sozialen Situationen und ggf. die Auseinandersetzung mit der Diagnose. Daneben ist es wichtig, alle Beteiligten über das Störungsbild zu informieren und gemeinsame Absprachen im Hinblick auf den Umgang mit den Verhaltensbesonderheiten zu erarbeiten.
Die Gruppensettings finden einmal wöchentlich mit zwei bis vier Gleichaltrigen und zwei Therapeuten statt. Begleitet werden diese Termine von regelmäßigen Elterngesprächen.
Förderung der Kommunikation und Interaktion:
- Anbahnung von wechselseitigem Dialog und Interaktion
- Blickkontakt
- Nähe und Distanz
Die meisten Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben Probleme, sich an täglichen sozialen Interaktionen zu beteiligen. Es kann zu ungewöhnlichen Reaktionen anderen gegenüber kommen, da soziale Reaktionen wie zum Beispiel ein Lächeln oder eine Geste missverstanden oder erst gar nicht bemerkt werden. Ebenso kann es für Andere erschwert sein, die Körpersprache eines Menschen mit Autismus zu deuten. Ihre Gesichtsausdrücke, Bewegungen und Gesten sind oft eher vage oder passen nicht zu dem, was sie sagen. Der Ton ihrer Stimme reflektiert oft nicht ihre eigentlichen Gefühle. Ebenso können autistische Menschen Schwierigkeiten damit haben, die Sichtweise anderer Personen zu verstehen. So gelingt es ihnen oft nicht, das Verhalten anderer vorherzusagen oder zu verstehen.
Zu den Kernsymptomen bei einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) gehören gravierende Probleme im Bereich der Kommunikation und beim Erwerb der Sprache. Dabei unterscheiden sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit ASS in erheblichem Maße in der Art und Ausprägung ihrer sprachlich-kommunikativen Besonderheiten. Bei Kindern mit einem Frühkindlichen Autismus setzt die Sprachentwicklung in der Regel verzögert ein oder bleibt manchmal ganz aus. Beim Asperger-Syndrom hingegen sind die sprachlichen Fähigkeiten nicht eingeschränkt, vielmehr zeigen sich häufig besonders gute Artikulationsfähigkeiten. Oftmals werden Wörter benutzt, die für Außenstehende eigenartig oder unpassend wirken können. Daraus können Missverständnisse und Konflikte im Alltag entstehen, weil es Schwierigkeiten in dem wechselseitigen Gespräch geben kann, trotz der guten Sprachfähigkeiten, die vorhanden sind.
Förderung der Emotionswahrnehmung:
- Erkennen und Bezeichnen von Emotionen
- Perspektivwechsel
- Empathie
Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen kann es schwer fallen, sich in die Gedanken anderer Menschen einzufühlen oder unausgesprochene soziale Regeln und Routinen nachzuvollziehen. So kommt es häufig zu Konfliktsituationen, für die eigene Erklärungen bestehen, die aber nicht mit dem sozialen Umfeld übereinstimmen. Es fällt schwer, angemessene Reaktionen zu zeigen und Rücksicht auf andere zu nehmen. Die Sichtweise der Anderen kann häufig nicht nachvollzogen werden und die resultierende Reaktion kann provokativ und egoistisch wirken. Die Sprache wird meist nicht zu einem wechselseitigen Gespräch genutzt, sondern eher dazu, ausschweifend über Lieblingsthemen zu reden. Auch nehmen sie Gesagtes oft eher wortwörtlich und zeigen Probleme im Verständnis von Witz, Ironie und Sprichwörtern. Es kann schwer fallen, Mimik, Gestik und Körpersprache im Kontext richtig zu deuten.
TEACCH
TEACCH – Treatment and Education of Autistic an related Communication handicapped Children
TEACCH steht im Deutschen für „die Therapie und pädagogische Förderung autistischer und in ähnlicher Weise kommunikationsbehinderter Kinder“. Ziele des TEACCH-Ansatzes sind dabei zum einen die Verbesserung der Lebensqualität und zum anderen die Erweiterung der Selbstständigkeit. Dabei wird auf zwei Ebenen gearbeitet:
- der individuellen Entwicklungsförderung des Kindes
- der Gestaltung der unmittelbaren Umgebung durch Strukturierung und Visualisierung
Der TEACCH- Ansatz umfasst dabei verschiedene Elemente. Dazu gehört
- das Durchführen verschiedener Förderdiagnostiken
- daran anknüpfend das Erstellen individueller Förderpläne
- die dann als Leitfaden für die geplante Therapie dienen
Die Förderungen finden in einem breiten Spektrum statt und orientieren sich an den diagnosespezifischen Kriterien der Autismusdiagnose sowie an den schon vorhandenen Fähigkeiten und Möglichkeiten des jeweiligen Betroffenen sowie dessen sozialen Umfeldes.
Dabei werden im Speziellen die soziale Interaktion, die Kommunikation und das selbstständige Arbeiten gefördert. Um dies zu erreichen werden den Kindern und Jugendlichen (visuelle) Strukturierungshilfen angeboten, die deren Selbstständigkeit und Unabhängigkeit unterstützen. Der TEACCH-Ansatz als autismusspezifische Methode orientiert sich dabei an den Stärken von Menschen mit Autismus wie etwa deren visuelle Merkfähigkeit, Ordnungssinn und Visualität.
Unser Ziel ist es, die uns anvertrauten Menschen mit Autismus mit dem TEACCH-Ansatz soweit zu unterstützen, dass sie ein möglichst selbstständiges und zufriedenes Leben führen können.
Systemische Ansätze
Der Systemische Ansatz:
Wir beziehen das soziale Umfeld des Klienten stets in unsere therapeutische Arbeit ein. Therapie heißt deshalb immer auch Arbeit mit den Eltern im Sinne einer Beratung, damit der Transfer in den Alltag des Kindes, Jugendlichen oder Erwachsenen erfolgen kann.
Die Umfeldarbeit kann sehr unterschiedlich aussehen und ist jeweils an die Bedürfnisse der Familie und des Umfeldes angepasst. Das Standardsetting umfasst regelmäßige Gespräche in den Räumen des Therapiezentrums. Nach Möglichkeit werden beide Eltern, in besonderen Fällen auch weitere wichtige Bezugspersonen (Großeltern, Geschwister), in die Beratung einbezogen. Es kann hilfreich sein, andere Bezugspersonen zu beraten, sei dies in der erweiterten Familie, in Vereinen, Sport- und Freizeitaktivitäten usw. Dadurch kann der aktuelle Entwicklungsstand des Klienten sowie Fragen zu speziellen Themen im Alltag erarbeitet werden. Gleichzeitig wird eine Übertragung von Therapieinhalten ins Umfeld wahrscheinlicher. Je nach Bedarf nehmen die Bezugspersonen zudem an Therapiesitzungen teil. In diesem Zusammenhang finden ebenfalls Haus- und Institutionsbesuche statt, um bei Strukturierungen und Problemlösungen im Alltag zu unterstützen.
Marte Meo
Die Marte Meo Methode:
In unserem Team arbeiten zertifizierte Marte Meo Therapeuten, Berater und Practitioner. Diese lassen ihre Erfahrungen in die Eltern- und Umfeldarbeit sowie in Einzel- und Gruppentherapien einfließen.
Maria Aarts (Niederländerin, Pädagogin) entwickelte diese ressourcenorientierte und entwicklungsunterstützende Methode in den 80er Jahren in ihrer Arbeit mit autistischen Kindern. Marte Meo kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „Aus eigener Kraft etwas erreichen“.
Bei dieser Methode werden Alltagssituationen mit der Videokamera aufgenommen. Die Aufnahmen werden anschließend analysiert und die entwicklungsunterstützenden Sequenzen herausgearbeitet. Die Macht der „positiven“ Bilder wird genutzt, um das Gefühl der Selbstwirksamkeit zu stärken.
Anhand von Videobeispielen über gelingende Kommunikationsverläufe wird kleinschrittig mit der Interaktionsanalyse gezeigt, wo die intuitiven Fähigkeiten aller Beteiligten liegen. Spielfähigkeiten und Kompetenzen werden so sichtbar.
Weitere Methoden
Autismusspezifische Förderdiagnostik PEP-R (Psychoeducational Profile-revidiert):
Tiergestützte Pädagogik:
Tiere haben viele positive Einflüsse auf den Menschen. Gerade der Hund gilt nicht grundlos als der beste und treuste Freund des Menschen. Der Hund hat in der tiergestützten Therapie seine Berechtigung: als sogenannter Co-Therapeut spendet er grundsätzlich eine entspannte und ruhige Atmosphäre im Therapieraum. Er gibt Ruhe und Kraft in angespannten Situationen, sodass es sich leichter lernen lässt. Kinder können im Umgang mit einem Hund sozial motivierte Handlungsweisen zeigen, die sie Menschen gegenüber (noch) nicht zeigen. Dadurch kann ein Hund als Sozialpartner des Menschen die Brücke in die Soziale Welt ermöglichen oder erleichtern. Der Mensch fühlt sich durch das Tier akzeptiert und sicher, da er durch ihn nicht bewertet oder kritisiert werden kann. Dadurch öffnet sich für die Therapie ein neues Trainingsfeld, in dem sich der Klient in sozialen Situationen ausprobieren kann, ohne Angst vor Abweisung haben zu müssen. Trotzdem reagiert der Hund auf kleinste Veränderungen in der Stimmung und den Emotionen eines Menschen und gibt ihm unmittelbar eine Rückmeldung auf sein Verhalten.
Vor allem für Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung ist die nicht-sprachliche Kommunikation in der Therapie hilfreich. Die Sprache des Hundes ist eindeutig und authentisch und kann vom Menschen einfacher gelesen werden, da sie weniger komplex ist als die verbale Sprache. Trotzdem animiert das Tier dazu mit ihnen zu reden und in Kontakt zu gehen. Gerade bei Menschen, die Schwierigkeiten oder Ängsten in der Kommunikation haben, ist ein Hund therapeutisch hilfreich, da er sie nicht korrigiert, sondern sie bedingungslos akzeptiert. Dadurch hat der Klient die Möglichkeit, sprachliche oder soziale Hemmungen zu reduzieren.
Neben den schon genannten positiven Einflüssen hat der Hund noch viele weitere:
Physische Wirkung:
Senkung des Blutdrucks
Muskelentspannung
Beruhigung, Schmerzverringerung, Euphorisierung
Motorische Aktivierung, Förderung von Regelmäßigkeit / Tagesstruktur
Psychologische Wirkung:
Kognitive Anregung und Aktivierung
Förderung emotionalen Wohlbefindens
Förderung von positivem Selbstbild / Selbstwertgefühl / Selbstbewusstsein
Förderung von Kontrolle über sich selbst und die Umwelt
Förderung von (Selbst-) Sicherheit, Reduktion von Angst
Psychologische Stressreduktion, Beruhigung und Entspannung
Psychologische Wirkung sozialer Integration
Antidepressive Wirkung
Soziale Wirkung:
Aufhebung von Einsamkeit und Isolation
Nähe, Körperkontakt
Streitschlichtung
Vermittlung von positiver sozialer Attribution
Quelle: Stefanie Perl, „Hunde als Chance für Menschen mit Autismus“, 2014
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